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Europa muss zum Zentrum der Klimaindustrie werden

Europa will klimaneutral werden. Dafür müssen die Erneuerbare Energie in Europa produzieren und wir müssen die Fähigkeit haben, die Solar- und Windkraftanlagen, die Wärmepumpen, Speicher und Elektrolyseure hier zu fertigen. Denn die Klimaindustrie ist die strategische Industrie der Zukunft. Ich habe die Betriebsstätten der europäischen Klimaindustrie besucht. Denn in vielen Bereichen haben wir das Know-How und die Fähigkeiten und müssen diese nur mit voller Kraft ausbauen. Aber in manchen Bereichen müssen wir dringend aufholen und fehlende Bausteine neu ansiedeln, um die komplette Wertschöpfungskette wieder in Europa zu haben. Denn nur so schaffen wir Jobs und Souveränität.

 

Der europäische Klimaschutz schafft Tausende von neuen Jobs

Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral sein. Wir wissen, dass es zwingend notwendig, möglich und sogar wirtschaftlicher ist, bis 2040 keine CO2-Emissionen mehr auszustoßen. Ebenso muss die Energie aus Wind und Sonne in der EU bis 2030 knapp die Hälfte des gesamten Bedarfs decken. Also Strom für Bürger*innen, die Industrie, den Verkehr, die Landwirtschaft. Das ist eine große Chance für die Industrie, die Millionen von Solaranlagen, Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Elektrolyseure in Europa bauen kann. Wenn wir das schaffen, entsteht in Europa die Klima-Wertschöpfung mit Millionen von Jobs. Sie sind der Garant dafür, dass die Transformation in der wir uns befinden zum Erfolg für Beschäftigte und Wirtschaft insgesamt wird.

 

Die Ersten produzieren schon wieder in Europa

Wenn wir uns z.B. die solare Wertschöpfungskette anschauen, haben wir starke europäische Unternehmen, die bereit sind ihre Produktion in Europa auszuweiten und die Klimaindustrie in Europa zu sichern. Das fängt bei Wacker Chemie an, die den wichtigsten Rohstoff für die Solarindustrie, Polysilicium, unter anderem im sächsischen Nünchritz verarbeiten. Sie sind bereit ihre Produktionskapazitäten zu vervielfachen.

Dann gibt es Meyer Burger, die die Produktion von Solarzellen zurück nach Europa geholt haben. An Firmen, die in Europa aus Solarzellen eigene Solarmodule herstellen, gibt es gleich eine ganze Bandbreite an Firmen - wiederum Meyer Burger, aber auch Solarwatt, Aleo oder Heckert Solar. In Thüringen und Sachsen ist die Keimzelle der europäischen Solarindustrie. Es ist toll zu sehen, dass dort bereits pro Jahr mehr als 1 Gigawatt europäische Solaranlagen hergestellt werden.

Mit Modulen alleine hat man noch keine funktionsfähige Solaranlage. Und auch dafür haben wir starke Player in Europa. Bei meiner Tour war ich bei SMA, die das größte Solarindustrieunternehmen Europas sind und alles lieferen, um aus Solarmodulen eine vollständige Solaranlage zu machen: Vom Wechselrichter über ein intelligentes Energiemanagementsystem und Stromspeichern bis zur E-Ladesäule bieten sie alles für ein komplettes System an und beliefern mit ihren Produkten 191 Länder der Welt.

 

Wir müssen unabhängig von China werden

Wir haben unglaublich viel Know-How und Produktionen auf denn wir aufsetzen können. Aber es gibt auch Bereiche in denen wir nicht nur ausbauen, sondern die wir komplett neu aufbauen müssen. So ist bei der Produktion von Solaranlagen ein zentraler Schritt, das ziehen von Kristallen aus Polysilicium und das Schneiden dieser in Halbleiterplatten (Wafering), zu über 96% in China. Das macht Europa abhängig von einem einzigen Lieferanten und bedeutet mögliche Lieferunterbrechungen und große Preisschwankungen. Doch auch in diesem Bereich beginnen neue Firmen wie z.B. NexWafe aus Freiburg genau diese Schritte wieder nach Europa zu holen. Hier müssen wir gezielt als Politik die europäische Klimaindustrie aufbauen.  

 

Europa muss zum Zentrum der Klimaindustrie werden

Um mir ein Bild von der Lage zu machen, habe ich eine Vielzahl von Betriebsstätten und Forschungseinrichtungen der europäischen Klimaindustrie besucht. Mit den Expert*innen sprach ich über die Herausforderungen und Chancen für eine klimaneutrale Industrie und es gibt viele Fragen: Wie kann sich die europäische Solarindustrie gegen die chinesische Konkurrenz behaupten? Welche politischen Maßnahmen sind nötig, um faire Bedingungen für die europäischen Hersteller zu schaffen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten?

Mir wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass die Politik sich endlich dazu bekennt und alle Schritte der Produktion von Solar-Anlagen in Europa fördert. Es gibt dort ein großes Potenzial für Wertschöpfung, für gute Industrie-Arbeitsplätze und für die Modernisierung der Industrie.

Aber die Firmen können nicht alles alleine schaffen. Wir brauchen eine gemeinsame europäische Anstrengung und ein klares Bekenntnis der Politik. Wir sind Spitzenreiterin in der Forschung, wir haben das Know-how, aber wir verpassen die Chance, selbst zu produzieren und damit Wertschöpfung zu schaffen.

Wir brauchen einen EU-Souveränitätsfonds, der in eine europäische Solarindustrie investieren kann. Und wir müssen unsere Vorteile, wie nachhaltige Produktion und gute Sozialstandards als Wettbewerbsvorteil ausspielen und weiter stärken. Die Industrie ist bereit, sie müssen nur auf Investitionen in der EU zählen können.