Von der Gletscherschmelze in Österreich über das Solarkraftwerk in Slowenien bis zur Windenergie in Polen. Die Klimakrise ist nicht nur eine abstrakte Bedrohung, sondern eine reale Veränderung, die unser Leben hier in Europa prägt und nachhaltig verändern wird.
Auf meiner European Climate Tour bin ich durch Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Polen gereist und habe Menschen getroffen, die sich für die Klimawende, für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und eine plurale, demokratische Gesellschaft einsetzen.
Ich habe die dramatischen Folgen der Klimakrise am schmelzenden Gletscher in Österreich gesehen, die Hoffnung auf eine nachhaltige Zukunft in Slowenien gespürt, die Verbindung von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit in Kroatien erlebt, den Kampf für Demokratie und Klimaschutz in Ungarn unterstützt und die Potenziale der erneuerbaren Energien in Polen entdeckt.
Wie sieht die Klimakrise in Europa aus? Wie reagieren die Menschen vor Ort? Wie können wir die Klimawende schaffen?
In Österreich habe ich die erschütternde Realität der Gletscherschmelze mit eigenen Augen gesehen. Der größte österreichische Gletscher, die Pasterze, stirbt.
Selbst wenn wir sofort alle Emissionen stoppen und auf den 1,5 Grad-Pfad kommen, schmilzt er bis Ende des Jahrhunderts komplett ab. Das hat mir die Gletscherforscherin, Lea Hartl, von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erklärt. Wir müssen etwas tun. Hier und überall, weiter, stärker und gemeinsam gegen die Klimakrise kämpfen. Das ist die Aufgabe unserer Generation!
In Slowenien haben wir einen inspirierenden Wandel erlebt. In der einstigen Kohle-Region Hrastnik ist das größte Solarkraftwerk des Landes entstanden. Die grüne Transformation hat Fuß gefasst, und Sonne und Wind werden als kostengünstige Energiequellen ausgebaut. Nach Jahren des Rechtspopulismus hat mit einem Regierungswechsel eine ökologische und demokratische Wende Einzug erhalten. Das ist ein glühendes Beispiel, wie es gehen kann, wenn sich die Bevölkerung für Demokratie und Klimaschutz stark macht. Gerade die junge Grüne Partei “Vesna” gibt mir viel Hoffnung.
Kroatien zeigt, wie’s geht: Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit gehören zusammen. In Zagreb haben die kroatischen Grünen "Mozemo" bei der letzten Kommunalwahl 40% geholt, die Regierungsverantwortung übernommen und bauen die Stadt nach Korruption und Vetternwirtschaft wieder auf. Nach dem Prinzip: Ökologisch und Sozial geht nur zusammen. Sie renovieren den Gebäudebestand, bauen Wärmepumpen und Solarkraftwerke. Und bei allem gilt: Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten und Sozialwohnungen zuerst. Die Schwächsten werden am stärksten unterstützt. Systematisch gehen sie gegen Energiearmut vor: günstige Stromtarife, Renovierungsprogramme und direkte soziale Unterstützung. Mit Energiegenossenschaften legen sie den Schlüssel zur Energiewende in die Hand der Bürger*innen.
Seit Jahren sehen wir, wie die Demokratie, der Rechtsstaat und die Grundrechte in Ungarn systematisch zersetzt werden. Mit dem Aufstieg des Faschismus kommt auch die Leugnung vom menschengemachten Klimawandel und die Blockade von Klimaschutz. Doch es gibt mutige Menschen und Organisationen, die für Freiheit und Klimaschutz kämpfen.
Gemeinsam mit Grünen Abgeordneten aus der ungarischen Opposition habe ich ein Programm für energetische Sanierungen und den Ausbau der Erneuerbaren vorgestellt. Damit stellen wir in den Mittelpunkt: Klimaschutz muss sozial gerecht sein und die Energiewende allen zugutekommen. Der Bürgermeister von Érd, parteilos und in Koalition mit den Grünen, gibt diesen Kampf nicht auf, obwohl Orban seiner Stadt die finanziellen Mittel und Zuständigkeiten entzogen hat. Das hat mir gezeigt: Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, sondern sollten uns ein Beispiel nehmen an denjenigen, die unter diesen widrigen Umständen für eine bessere Zukunft kämpfen.
In Polen arbeiten Regierung und Fossile Lobby Hand in Hand. 50 Prozent des Marktes hat die PiS-Regierung für Kohle reserviert. Liefern Sonne- und Windkraftwerke viel Strom, werden sie einfach abgestellt - anstatt die klimaschädliche Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen.
Dennoch gibt es viele Bürgermeister*innen, die den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben und die Unterstützung ihrer Gemeinden gewinnen. Dafür war ich in der Nähe von Warschau in der Gemeinde Głuchów, wo die Bürger*innen fast einstimmig den Ausbau von Wind- und Solaranlagen unterstützen. Das liegt daran, dass die Einwohner*innen ein Recht darauf haben, 20% des dort produzierten Stroms günstig zu nutzen und die Gemeinde an den Einnahmen beteiligt wird. Die Erneuerbaren sind ein Gewinn für alle Menschen in der Gemeinde.
Im Oktober wird in Polen ein neues Parlament gewählt und unzählige mutige Menschen, wie Urszula Zielińska, Vorsitzende der Grünen in Polen, kämpfen für echten Klimaschutz und gegen das anti-demokratische Regime der PiS-Partei.
Der Weg in eine nachhaltige Zukunft ist voller Herausforderungen, aber wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Nur gemeinsam können wir den Kampf für eine gerechte und nachhaltige Welt eintreten. Trotz großer Widerstände gehen überall in Europa mutige Menschen voran. Ich kehre mit viel Rückenwind und Hoffnung zurück nach Brüssel.