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Weniger Abhängigkeit und mehr Klimaschutz. Die Chancen der Klima-Industrie

Vor einem Jahr hat der schreckliche Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine begonnen. Seither leben wir in einer anderen Welt. Dem millionenfachen Leid der Menschen in der Ukraine ist Europa mit Solidarität, mit Waffenlieferungen und mit wirtschaftlichen Sanktionen begegnet. Russland wiederum hat seine Gaslieferungen an die EU fast vollständig eingestellt und setzt darauf die Bürger*innen in der EU durch hohe Strom- und Gasrechnungen und eine eine fossile Inflation zu zermürben.

Nach dem Angriffskrieg wurde schnell klar, wie abhängig wir vom russischen Gas sind und wie dringend wir davon wegkommen müssen. Die Erneuerbaren Energien wurden zu “Freiheitsenergien”, aber auch hier gibt es Abhängigkeiten, denn über 90 Prozent der in der EU verbauten Solaranlagen werden aus China importiert.

Wir müssen die Erneuerbare Energie in Europa produzieren und wir müssen die Fähigkeit haben, die Solar- und Windkraftanlagen, die Wärmepumpen, Speicher und Elektrolyseure hier zu fertigen. Denn die Klima-Industrie ist die strategische Industrie der Zukunft.

Wenn dies gelingt, dann ergibt sich daraus eine dreifache Verbesserung. Wir erlangen Souveränität zurück. Denn seit der Corona-Krise und den angespannten Lieferketten ist klar, wir müssen die Fähigkeit haben, zentrale Technologien in Europa herzustellen. Seien es Medikamente, Elektrochips oder eben Solaranlagen. Zweitens erreichen wir mehr Klimaschutz durch die Klima-Industrie und drittens schaffen wir Millionen von Jobs. Sie sind der Garant dafür, dass die Transformation in der wir uns befinden zum Erfolg für Beschäftigte und die Wirtschaft insgesamt wird.

Klimaindustrie - wer ist das eigentlich?

Die EU Kommission legt am 14. März ihr Gesetz zur Förderung der Klima-Industrie vor. Dazu habe ich mir letzte Woche Eindrücke aus der Unternehmenswelt abgeholt.

Mit meiner Kollegin Anna Cavazzini habe ich den BASF Standort Ludwigshafen besucht. Die BASF ist für circa drei Prozent des gesamten deutschen CO₂-Ausstoß verantwortlich. Der größte Teil meiner Arbeit im letzten Jahr war es, den Europäischen CO₂-Zertifikatehandel neu zu gestalten, er verpflichtet die BASF zur Dekarbonisierung und gleichzeitig stellt er Milliarden an Fördergeldern zur Verfügung, damit das gelingt und die Schwerindustrie in Europa bleibt. Für die Chemie-Industrie bedeutet es, statt Öl und Gas auf recyceltes Plastik, Biomasse und grünen Wasserstoff zu setzen.

Für die Klima-Technologien haben wir bereits das Know-how. Ich habe das Unternehmen Balluff bei Stuttgart besucht, dort wird Steuerungstechnik für Windräder hergestellt. Früher haben sie viel für den Verbrenner gebaut, jetzt sind sie mit Klima-Technologien erfolgreich.

Im Oberrheingraben befindet sich eines der größten Lithiumvorkommen der Welt. Dort konnte ich bei Vulcan Energy besichtigen, wie der Rohstoff für die E-Mobilität bei uns vor Ort gewonnen werden kann und gleichzeitig CO₂-frei Strom- und vor allem Wärme produziert wird, damit wir auch beim Heizen weg vom dreckigen Gas kommen. Das zeigt: Die Lösungen sind schon längst da, wir müssen sie ergreifen.

Letzte Woche haben wir im EU-Parlament das Verbrenneraus für 2035 besiegelt. Hieran musste ich denken, als ich diese Woche bei BOSCH in Wernau war, dem größten Automobil-Zulieferer der Welt. Wisst Ihr, was das am stärksten wachsende Segment bei BOSCH ist? Wärmepumpen. BOSCH kommt gar nicht hinterher, all die Wärmepumpen zu produzieren, die in Deutschland und Europa nachgefragt werden. Ein nachhaltiges Erfolgsmodell, das sichere Arbeitsplätze für die Zukunft in der Region schafft.

Krisenresilienz ist die Kernkompetenz der Zukunft

Die Welt verändert sich rasend schnell, immer neue Krise erschüttern unseren Alltag und erfordern eine Veränderung in der Art und Weise, wie wir leben und arbeiten. Das ist anstrengend und herausfordernd und doch können wir dadurch den Wohlstand sichern und unabhängig machen von Despoten wie Putin und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz leisten.   Es ist klar, Klimaschutz und Industriepolitik müssen Hand in Hand gehen. So können wir Putins hohen Energiepreisen trotzen und die Industrie fit für die Zukunft machen, sowie wertvolle Jobs sichern. Krisenresilienz ist die Kernkompetenz für die Zukunft. Und es ist meine und unsere Aufgabe ein Europa widerstandsfähig zu machen.