Zeit ist Geld. Als Benjamin Franklin das vor 250 Jahren sagte, konnte er noch nicht ahnen, wie passend dieser Satz einmal in der aktuellen Klimakrise sein würde. Denn zum Einen hätten wir schon gestern handeln sollen, weil jedes Zögern beim Klimaschutz die Klimafolgekosten durch extreme Dürren und Starkregen massiv steigen lässt. Frankreich erlebt aktuell eine extreme Hitzewelle (im Mai!), AKWs müssen abgeschaltet werden, weil das Kühlwasser zu warm wird. Deutschland erlebt Tornados, die Innenstädte verwüsten. Zum Anderen kann die Zeit, die uns noch bleibt um Schlimmeres zu verhindern, mit einem unglaublich wirksamen Hebel in Richtung Nachhaltigkeit bewegt werden: Geld a.k.a. der globale Finanzsektor. Dabei bildet die sogenannte „grüne“ Taxonomie ein zentrales Steuerinstrument für diesen Hebel. Sie soll den Grundstein für die finanzielle Transformation hin zu einer nachhaltigen Zukunft in Europa legen.
Kurz erklärt: die EU-Taxonomie
In der Taxonomie wird festgelegt, welche Sektoren zukünftig als nachhaltig gelten. Sie ist, wenn man so will, das Bio-Siegel für die Finanzbranche. Landet ein Sektor auf dieser Liste, hat das tiefgreifende Konsequenzen für den klimaneutralen Umbruch, den Europa und die Welt dringend nötig hat. Denn in Zukunft werden sich nicht nur Banken, Versicherungen und andere Finanzmarktakteure bei ihren Investitionsentscheidungen nach diesem EU-Standard richten, sondern auch wir Bürgerinnen und Bürger. Sie werden dann ihr Erspartes in Sonnen- und Windkraft, Speichertechnologien und neue Infrastrukturen für diese Technologien investieren, wenn die grüne EU-Taxonomie sich ausschließlich danach richtet. Es geht also darum, einen Geldstrom von Billionen von Euro in eine bessere Zukunft für das Klima und Europa zu lenken.
Das Problem: Die EU-Kommission sieht vor, auch fossiles Erdgas und die Atomkraft in diesen Geldstrom mit aufzunehmen. Das ist Greenwashing – verordnet von höchsten Eben. Und es regt sich Widerstand, von der untersten Ebene. Von uns. Gemeinsam müssen wir alles daransetzen, dass wir diese Sektoren aus der Taxonomie entfernen.
Wieso Erdgas und Atomkraft nicht nachhaltig sind
Kurz und knapp: Fossiles Erdgas als nachhaltig zu labeln, ist blanker Unsinn. Methan ist 25x so klimaschädlich als CO2 und tritt bei der Gewinnung und dem Transport von Erdgas aus. Gleichzeitig zeigt die Abhängigkeit zu russischem Gas, wie fragil unsere Industrie und unser Heizsystem ist, wenn das fossile Erdgas ausfällt. Das bedeutet salopp: Weg von Fossilen, hin zu Erneuerbaren. Und genau das muss die Taxonomie unterstützen. Einen fossilen Energieträger in eben jene Liste aufzunehmen, deren erklärtes Ziel es ist, uns genau von diesen Technologien wegzuführen, ist jedoch nichts anderes als Greenwashing in seiner reinsten Form. Zu guter Letzt wirft die Taxonomie abermals eine Frage auf, die wie die Technologie im Kern auch, spaltet:
Nehmen wir das Risiko der Atomenergie, nämlich die mögliche Produktion von Waffensystemen, Umweltverschmutzung durch Jahrtausende strahlenden Atommüll und weiterer Unfälle, die ganze Landstriche unbewohnbar machen in Kauf?
Ich sage klar: Nein, das können und dürfen wir nicht. Es verstößt zudem gegen das eigens von der Kommission erlassene “Do No Siginificant Harm”-Prinzip. Den das Uran für die Atommeiler kommt nicht aus der Luft, sondern wird in umweltzerstörenden Minen erbeutet. Bei der grünen Taxonomie geht es aber um eine Liste nachhaltiger Technologien. Das einzig nachhaltige an Atomenergie scheint jedoch deren Jahrtausende anhaltende Bedrohung für Mensch und Natur zu sein. Wir kennen die Alternativen seit Langem und jetzt ist die Zeit gekommen, endlich volle Kraft in die Erneuerbaren zu investieren. Ansonsten ist Europas Energiewende massiv in Gefahr.
Unser Schlachtplan, um Greenwashing verhindern
Die alles entscheidende Frage ist jetzt: Wie stoppen wir diesen Irrsinn? Am 14. und 16. Juni wird im Wirtschafts- und Umweltausschuss des EU-Parlaments zur Taxonomie abgestimmt. Das ist unser erstes Stimmungsbarometer! Sagen beide Ausschüsse klar “Nein!” zu diesem Irrsinn, gilt das als starkes Zeichen für die alles entscheiden finale Absitmmung am 7. Juli. Hier legen wir die Basis für die finale Abstimmung im EU-Parlament.
Das geht nicht ohne Dich. Aber was kannst Du tun? Ganz einfach:
- Unterschreibe die Petition auf Change.org: www.change.org/energiewende-retten
- Die Petition mit Freund*innen und Bekannten teilen.
- Bislang haben über 160.000 Menschen die Petition unterschrieben und ein klares “Nein!” zum Greenwashing gesagt. Auch Du?
Parallel arbeiten mein Team und ich im EU-Parlament daran, diese Taxonomie klar auf Kurs der Erneuerbaren zu bringen. Dafür brauche ich jede Stimme und Unterstützung. Und wir haben starken Rückenwind. Auch die Bundesregierung lehnt den aktuellen Vorschlag der Kommission ab und fordert eine Streichung von Nuklear und Gas. Auf gehts! Gemeinsam können wir das schaffen!