Blog

Lützerath: Enttäuschung, Wut und wie es jetzt weiter geht

Mein Blogbeitrag zu Lützerath und ein Erklärungsversuch, was dort passiert, hat viele kritische Stimmen zu Wort kommen lassen. Deshalb wollte ich heute nach Lützerath. Ich wollte zuhören, verstehen, ins Gespräch kommen und gemeinsam Lösungen suchen.

Unsere Energien neu nutzen

Die heutigen Gespräche und Erklärungen der Menschen vor Ort helfen mir, die Situation besser zu verstehen. Denn es gibt eine technische Ebene, mit der wir vieles erklären können, und es gibt seit Jahren Protest vor Ort. Und dieser Protest vor Ort hat vollkommen recht: Vor der jetzigen Entscheidung wurde genau so wie vor der Klimakrise und ihren Ursachen, viele Jahre gewarnt.  

Wir wussten um den Kohleausstieg, die Problematiken, die Herausforderung, die Dörfer zu erhalten – seit Jahren. Das haben mir die Leute vor Ort heute noch einmal klar gemacht. Seit Jahren stecken sie ihre Energie und Zeit in den Klimaschutz und Energiewende, beschäftigen sich mit den oftmals sehr technischen Details rund um den Kohleaabau, den gesetzlichen Vorgaben und vielem mehr.  

Oft war ich selbst über die Jahre vor Ort, habe mitbekommen, wie schnell und unerwartet Entscheidungen der Klimabewegung einen Dämpfer geben. Und genau das ist jetzt erneut passiert, was jetzt in Enttäuschung und Wut umschlägt. Den Eindruck habe ich heute bekommen und ich kann ihn nachempfinden.

Aber die Energie der Wut und Enttäuschung müssen wir neu sortieren und nutzen. Es gibt noch viele ungeklärte Dinge: Der Zeitplan der Gesetzesänderungen, der Plan für den Leitentscheid und für die Genehmigungen, ab wann Lützerath abgebaggert werden soll und auch die Frage, wie viel Kohle wir tatsächlich noch brauchen, um durch die Energiekrise zu kommen.  

Unsere gemeinsame Basis: Raus aus Kohle, Erdgas, den Fossilen

Nach dieser Entscheidung und der Kritik daran steht die Frage im Raum, wie es weitergeht. Gibt es noch mehr Möglichkeiten für den Klimaschutz in Zeiten der Energiekrise? Können wir eine Erdgas-Falle verhindern? Gibt es die Möglichkeit, weniger Flächen abzubaggern? Müssen wir beim Ausbau der Erneuerbaren eine Schippe zulegen (Ja!)? Alles Fragen, auf die es bald eine Antwort braucht und über die wir heute in Lützerath gesprochen haben. Jetzt geht es für uns darum, gemeinsam daran zu arbeiten und Lösungen zu finden.  

Gestern schrieb ich in meiner Erläuterung: “Wir brauchen jetzt einen gesellschaftlichen Kraftakt und einen echten Aufbruch für die Energiewende – in Deutschland und der EU. Bleiben wir standhaft, brauchen wir schon bald weder Kohle, noch Öl oder Gas und das schon früher, als es sich RWE heute vorstellen kann.”  

Das gilt heute, morgen und übermorgen ebenso. Das ist meine Basis, das sollte unsere Basis sein, mit der wir jetzt gemeinsam anpacken. Denn schließlich geht es um nichts anderes, als das Einhalten des Pariser Klimaabkommens oder anders gesagt: Die Klimakatastrophe so rasch und stark wie möglich einzudämmen.