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Mehr Erneuerbare, mehr Dämmungen, mehr Freiheit

Ein extrem harter Sommer liegt hinter uns. Eine Dürre, die wir seit einem halben Jahrtausend in Europa nicht gesehen haben. Aber nicht nur das. Der Angriffskrieg auf die Ukraine geht weiter und Putin zwingt die Europäische Union einen Preisschock für Energie auf, der viele von uns in Existenznot bringt. Die Inflation in der EU stieg zuletzt im Juli auf über zehn Prozent. Und das ist nur der Durchschnitt. Einige EU-Länder, wie Estland oder Litauen, kämpfen mit noch höheren Kostensteigerungen. Wir stehen in Europa vor einer Mammutaufgabe: Wie dämmen wir den fossilen Energiepreis-Schock wieder ein?

Mehr Erneuerbare, mehr Dämmungen, mehr Freiheit

Das ist die erste Frage, mit der sich mein Team und ich uns direkt als erstes nach der Sommerpause beschäftigen müssen. Eine europäische Übergewinnsteuer für ein europäisches Energiegeld, ein Gaskartell oder den europäischen Unionsalarm auslösen, um verpflichtende Gas- und Stromeinsparungen durchzuführen. Optionen gibt es, aber es ist keine leichte Aufgabe, um ehrlich zu sein. Das Herumdoktern am Energiemarkt ist brandgefährlich, weil wir die Erneuerbaren nicht ausbremsen wollen. Denn fest steht: Hätten wir genügend Wind- und Sonnenkraftanlagen und weniger Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas, wären wir jetzt nicht in dieser Situation. Davor habe ich jahrelang gewarnt. Es sind jene Anlagen, die uns energie-unabhängig gegenüber Putin oder anderen Diktatoren machen und das ernten, was wir in Europa reichlich haben: Sonne und Wind.

Doch die Preisspirale dreht sich akut nach oben, in Deutschland und in Europa sind große Teile der Bevölkerung nicht mehr in der Lage, ihre Energierechnungen zu bezahlen. 500 oder 1.000 Euro mehr im Monat, ist einfach nicht drinnen. Damit drohen die Gesellschaften in Europa zu zerreißen und der Druck wächst, die Ukraine allein zu lassen. Das ist Putins Plan und wir müssen dafür sorgen, dass er nicht aufgeht. Für uns ist das die größte Herausforderung der nächsten Monate. Wir brauchen den europäischen Zusammenhalt. Nur so schaffen wir das und nur so sind wir stark und gewappnet für weitere Herausforderungen.

Genau hier müssen wir weiter ansetzen. Denn eines haben wir im Sommer alle miterlebt, oder in den Nachrichten gesehen. Hitzewellen, Dürren, Trockenheit, die extremen Hagelstürme oder Fluten. Die Klimakrise schlägt zu und das gerade einmal mit einem globalen Temperaturanstieg von 1,2 Grad. Deswegen und mit Blick auf unsere Energieunabhängigkeit steht für mich auf der kommenden Klimakonferenz fest, dass die Klimaziele noch einmal nachjustiert werden müssen. Höhere Ziele bedeuten für uns mehr Erneuerbare, mehr Dämmung von Häusern, mehr Einsparungen bei Gas, weniger CO2-Emissionen, schlichtweg mehr Freiheit von Putin, sinkende Energiekosten und eine Welt deutlich unter 2 Grad.

Ein neuer Alltag voller Krisen

Gleichzeitig gehen die finalen Verhandlungen zwischen EU-Parlament und EU-Rat zum EU-CO2-Handel oder anderen Klima-Mechanismen im Zuge des Klimapakets der Kommission weiter. Energiekrise, Klimakrise und Krieg in Europa zwingen uns, Lösungen zu finden. Die Verhandlungen bieten dazu eine Chance, aber sie werden vom Rat momentan als Anlass genommen, kurzfristige Partikularinteressen von Industrie oder Mitgliedsländern zu schützen. Das ist keine verantwortungsvolle Politik, sondern führt in eine immer schlimmer werdende Klimakrise. Von daher gilt für mich hier, alles zu geben, was nicht leicht wird. Aber wir müssen es versuchen.

Mit diesem Rucksack voller Aufgaben geht es für mein Team und mich zurück in den Alltag des Europäischen Parlaments. Ein Alltag, der für viele von uns immer schwieriger zu bewältigen ist. Der uns vor sozialen Sorgen stellt, der einen Krieg inmitten Europas mit sich bringt, der eine bislang ungelöste Klimakrise parat hält.


Doch wie immer sind wir zuversichtlich. Wir packen an, gemeinsam mit Euch. Auf geht's!