Eine Woche quer durch die Bundesrepublik, immer mit der Frage: Wie schaffen wir es, so schnell wie möglich klimaneutral zu werden und wo sitzen eigentlich diejenigen, die das bereits machen oder wollen?
Kurz und knapp lässt sich sagen: die Klimaneutralität ist machbar.
Wir haben das Wissen, die Technik, den Willen. In unzähligen Gesprächen und Diskussionen mit CEOs oder MitarbeiterInnen, ob in Schleswig-Holstein, Bremen, Brandenburg oder Sachsen, hieß es: Wir wollen, aber lasst uns. Was bedeutet das konkret?
Bei der Windenergie gibt es zu viele Hürden. Sinnlose Abstandsregeln für Windkraftanlagen oder ein Soplardeckel für neue Solarmodule bremsen den dringend benötigten Ausbau. Die Stahlwerke haben die Pläne für die klimaneutrale Technikumrüstung in den Schubladen liegen, verzweifeln aber an bürokratischen Fördertöpfen der Bundesregierung und benötigen einen klaren europäischen und einheitlichen Fahrplan. Denn kein Stahlwerk will klimaneutral werden, wenn im Nachbarland alles so weitergeht, wie bisher. Oder die E-Mobilität, die, wie ich selber auf meiner Klima-Tour-Fahrt mit dem E-Auto erfahren durfte, durch undurchsichtige Ladeinfrastrukturen zum Risikospiel wird und Hersteller aber auch die Autoindustrie fragt, warum sie hier investieren sollen.
Gleichzeitig überhäuften mich alle mit etlichen Ideen, um noch schneller klimaneutral zu werden. Bei GreenTec z.B. gibt es das erste CO2-neutrale Rechenzentrum. In Brandenburg wird nach den verheerenden Waldbränden im Spätsommer 2018 der Wald der Zukunft erforscht und aufgezeigt, dass wir gar nicht viel eingreifen müssen, um einen ökologisch diversen und ökonomisch wertvollen Wald zu schaffen. Auch wird in Brandenburg eine komplett neue Generation von Schnelllade-Batterien erschaffen. Die Ideen sind da, doch sie preschen gegen eine verkrustete Infrastruktur, die über Jahrzehnte durch Sparmaßnahmen oder einseitige Investitionen auf neue Autobahnnetze schrittweise zerbröselt.
Was nehme ich für meine Arbeit im Europäischen Parlament mit?
Einerseits, dass das jetzt zu verhandelnde Klimapaket namens “Fit For 55” ein Boost für eine neue, klimaneutrale Infrastruktur werden muss. Das bedeutet, wir brauchen zügig eine einheitliche E-Ladeinfrastruktur oder einen europäischen Boost bei den Erneuerbaren – wie z.B. über eine Solarpflicht bei Renovierungen. Neue Milliardengräber in fossile Strukturen darf es nicht geben. Gleichzeitig müssen die milliardenschweren Investitionstöpfe unbürokratisch und doch stark an klimafreundliche Technologien geknüpft werden. Die Töpfe gibt es, aber wir dürfen bei den kommenden Verhandlungen keine Schlupflöcher zulassen.
Andererseits, dass starke Klimaziele machbar sind und wir nicht immer zurückschrecken dürfen, wenn wir Ziele und Maßnahmen beschließen wollen. In der Vergangenheit erfuhr ich nur zu oft, wie viel Angst Konservative oder Liberale vor klaren Vorgaben haben. Entweder verhinderten sie ein stärkeres Klimaziel für 2030 oder sie geben weiterhin Milliarden an Subventionen für fossile Brennstoffe frei. Das hat weder etwas mit Mut, noch mit Gestaltungswillen zu tun. Das ist die Bewahrung des Alten, die aber keine Zukunft mehr hat.
Aber genau das ist es, was mir die Menschen auf der Klima-Tour mitgaben: Wenn ihr euch traut, trauen wir uns auch. Oder anders gesagt: Schafft klare Regeln, dann modernisieren wir unsere Wirtschaft und sind zügig klimaneutral.
Packen wir es also an.