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Wie schaffen wir den grünen Stahl?

Stahl steckt fast überall drin, was wir irgendwie in Anspruch nehmen. In unseren Waschmaschinen, Zügen, Autos, unseren Gebäuden und vielen weiteren Produkten. Wenn wir uns also jetzt fragen, wie wir unsere Lebensweise klimaneutral gestalten, kommen wir um das Industrieprodukt Stahl nicht herum. Und hier stehen wir vor einer Mammutaufgabe. Denn die Stahlindustrie ist für 30 Prozent der Industrie-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Wie also schaffen wir es, die Stahlindustrie in der Europäischen Union und damit auch daheim bei uns in Deutschland klimaneutral zu gestalten? Dafür habe ich heute mit meinem grünen Kollegen aus Bremen, Philipp Bruck, das Bremer Stahlwerk des Stahlgiganten ArcelorMittal besucht.

Kurzer Exkurs: Im Herbst diesen Jahres beginnen im EU-Parlament die Verhandlungen zum EU-Emissionshandel, also jenem Handel, an dem Energieunternehmen und Industrie CO2-Zertifikate kaufen müssen. Mit dem neuen Fit For 55-Paket der EU-Kommission soll dieser Handel gestrafft werden und die Zertifikate werden teurer. Logisch, dass die Stahlindustrie hier alarm schlägt. Denn die Klima-Transformation kann nur gelingen, wenn die Hersteller auf dem Markt bestehen können und die Preise konkurrenzfähig bleiben. Denn grüner Stahl kostet bislang einfach deutlich mehr.

Wie schaffen wir die Klimawende?

CEO des Stahlwerkes in Bremen, Reiner Blaschek, machte auch unmittelbar klar: Wir sind bereit, wir warten nur auf die Hebel der Politik, um loszulegen. Das hat mich überrascht und motiviert zugleich. Denn bislang ernte ich vor allem von Konservativen sowohl im EU-Parlament als auch Deutschland viel Gegenwind für unsere Vorschläge wie den massiven Ausbau von Erneuerbaren oder Quoten für grünen Stahl, die den Markt schaffen sollen. Für mich ist klar: ein starker CO2-Preis darf nicht zur Abwanderung der Industrie führen und das schaffen wir nur, indem wir starke Klima-Hebel und Anreize setzen. Aber es fehlt an allem: grünem Strom, weil der Ausbau massiv hakt. Alleine für das Stahlwerk in Bremen benötigen wir mehr als 150 Offshore-Windkraftanlagen um die Produktion auf Grünen Wasserstoff umzustellen. Aber mit der aktuellen Regierung passiert da viel zu wenig. Es schnell braucht Fördergelder für den Umbau, die unbürokratisch fließen müssen. Und es braucht klare und verlässliche Rahmenbedingungen aus der Politik. Und zwar schnell. Das wurde mir auch heute immer wieder mit auf den Weg gegeben. Denn hier wurden Jahre verschlafen. Das rächt sich nun.

Warum aber ist Stahl so emissionsstark?

Bisher braucht man Kohle, um aus Eisenerz Rohstahl herzustellen. Die Idee ist jetzt, die Kohle erst durch Gas und dann durch grünen Wasserstoff zu ersetzen – und das so zügig wie möglich. Was es dafür braucht? Neue Hochöfen, einen Boost beim Ausbau der Erneuerbaren für den grünen Wasserstoff und die Anlagen zur Herstellung dieses Rohstoffes. Hier liegen gigantische Potentiale, denn einmal in Betrieb, würden wir uns in der EU als Marktführer*in auf der Welt in grünem Stahl behaupten.

ArcelorMittal kann in den Werken Bremen, Eisenhüttenstadt und Hamburg bis 2030 ihre Emissionen um 70 Prozent absenken. Das sind 10 Prozent der deutschen Industrie-Emissionen. Dazu brauchen Sie, schnell dier Sicherheit der Politik, dass es in diese Richtung geht. Genau das verhandeln wir im Herbst im EU-Parlament. Oder um es mit den Worten des Betriebsratsvertreters zu sagen: Es fehlt das Wort mit den 3 Buchstaben – TUN.