Auf der Klima-Tour habe ich heute mit dem Professor und Biologen Prof. Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde gesprochen und das Forschungsfeld in Brandenburg besucht.
3 Hitzesommer und unsere Wälder sind dahin
2018 war bis dato das wärmste Jahr seit Wetteraufzeichnungen. Die vier Monate von April bis Juli waren demnach so warm, wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Deutschland gab es zudem in diesem Jahr mehr Tage über 25 Grad als 2003. Das trifft den Wald und so brannte es vor allem im sowieso schon trockenen Brandenburg – Feuer, bislang ungeahnter Größen.
Jetzt könnte man sagen, ein trockener Sommer, ein paar Feuer, alles im Lot. Aber: 2019 und 2020 waren ebenfalls extrem trocken. Der Waldstandsbericht 2021 zeigt auf: Nur 1/5 der deutschen Wälder sind noch gesund. Drei Jahre Trockenheit haben extreme Spuren hinterlassen, in Wäldern, die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte einigermaßen konstant wuchsen.
Natur vs. industrielle Forstwirtschaft
Wie also müssen sich die Wälder in Zukunft anpassen? Das 1. Problem: Unsere Wälder gleichen mehr Plantagen, als natürlichen und artenreichen Wäldern. Fichten- oder Kiefernmonokulturen dominieren – in Brandenburg bestehen über 70% der Wälder aus Kiefern. Trockenheit, Pilzbefall, bestimmte Käfersorten plätten die Wälder im Rekordtempo.
Nach dem Brand setzte sich die HNEE dafür ein, eine größere Fläche sich selbst zu überlassen und die natürliche Vegetation zu verfolgen und wissenschaftlich zu begleiten. Wer ist schneller? Die Natur oder unsere industrielle Waldbewirtschaftung? Auflösung in kurz: Die natürlich belassene Fläche bildet eine vielfältige Bodenschicht, sammelt mehr Wasser, ist kühler und gibt neuen Arten Raum und Schutz. Die toten Bäume fallen schrittweise um und bieten Nährstoffe und sind zudem CO2-Senken.
Die nach dem Brand gerodete Fläche musste 3x in 3 Jahren neu bepflanzt werden, weil die gepflanzten Kiefernmonokulturen reihenweise abgestorben sind. Bezahlt wurde das übrigens von Julia Klöckners Ministerium, also Steuergeldern. Bei der jetzigen Nachfolge sieht es auch nicht gut aus – siehe Bild. Die Sonne trocknet die Böden aus, weil kein Schutz da ist. Der Boden wurde gepflügt, die Holzarbeiten haben den Boden verdichtet, Erosion ist überall zu sehen.
Warum ist das wichtig zu wissen? Die EU will mit ihrem neuen 2030-Ziel von minus 55% netto fast 3% davon als natürliche Senken einreichnen. Also Wälder, Moore usw. Aber: Wir erleben, dass Wälder durch Brände etc. zu CO2-Quellen werden und unsere Monokulturen die Klimaleistung nicht erbringen – woher soll da noch MEHR CO2-Einspeicherung kommen?
Fazit: Wir brauchen eine neue Art des Denkens, wenn es um die Bewirtschaftung unserer Wälder geht und dürfen uns nicht hinter abstrakten Zahlen bei Klimazielen verstecken. In der EU laufen wir jetzt Gefahr, bei den Erneuerbaren auch auf Bioenergien zu setzen. Also das massenhafte verbrennen von Bäumen in alten Kohlekraftwerken & Co. Das müssen wir verhindern.