Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, kommentiert die Verabschiedung der Erneuerbaren Richtlinie (RED) durch das EU-Parlament:
Das Erneuerbaren-Gesetz ist ein Gamechanger für den Klimaschutz, für die Menschen und die Industrie. Damit zünden wir den Turbo für die Erneuerbaren. Wir heben die Ausbauziele an und schaffen die Bürokratie ab, um uns von Kohle, Öl und Gas zu befreien.
Mit diesem Gesetz müssen Windräder und große Solaranlagen innerhalb von zwei Jahren genehmigt werden, in „go to areas“ innerhalb von einem Jahr. Ansonsten gelten die Anlagen direkt als genehmigt. Das ist eine Revolution! Damit befreien wir die Erneuerbaren von den Ketten der Bürokratie.
Europa zieht endlich mit den Ausbauzielen von Deutschland gleich. Bis 2030 müssen ganze 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren kommen.
Das Erneuerbaren-Gesetz ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem dekarbonisierten Industriestandort, der von sauberen Energiequellen profitiert. Wir wollen Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Und das ist unsere Zauberformel der Transformation: schneller Ausbau, günstiger Preis, boomende Industrie.
Michael Bloss, leading climate politician of the Greens in the EU-Parliament, comments on the adoption of the Renewable Energy Directive (RED) by the EU Parliament:
The Renewable Energy Directive is a game-changer for the climate, the people and the economy. It unleashes the potential of renewables. It raises the expansion targets and cuts the red tape, to liberate ourselves from coal, oil and gas.
With this law, wind turbines and large solar plants must be approved within two years, in designated areas within one year. Otherwise, they are automatically approved. This is a radical shift! It frees renewables from the shackles of bureaucracy.
Europe is finally catching up with Germany’s expansion ambitions. By 2030, a whopping 80 percent of electricity must come from renewables.
The Renewable Energy Directive is a key step towards a decarbonized industrial base that benefits from clean energy sources. We want to make Europe the first climate-neutral continent. And this is our magic formula for transformation: faster expansion of renewables, lower price, booming industry.
Hintergrund vom 12. September 2023
Heute hat das EU-Parlament die Reform der Erneuerbaren Energie Richtlinie verabschiedet. Das Abstimmungsergebnis: 470 Stimmen dafür, 120 dagegen und 40 Enthaltungen.
Was ist die Erneuerbare-Energien-Richtlinie?
- Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) ist ein EU-Gesetz, das regelt, wie viel Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind oder Wasser kommen soll. (Englisch: Renewable Energy Directive, RED)
- Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 32% ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Dieses ist auf EU-Ebene verbindlich. Mitgliedstaaten legen ihren Beitrag zum EU-Ziel in ihren nationalen Klima- und Energieplänen fest.
- Die RED soll jetzt geändert werden, um dieses Ziel zu erhöhen und mehr erneuerbare Energie gezielt auch in den Bereichen Verkehr, Gebäude- und Industrie zu fördern. Zum ersten Mal soll es hier verbindliche Sektorziele geben.
Die Verhandlungen umfassen zwei verschiedene Gruppen von Änderungen an der aktuellen RED:
- Fit for 55 Update (auch “RED III” genannt):Reaktion auf den Europäischen Grünen Deal, Kommissionsvorschlag von July 2021
- Ziel: Unter anderem das Gesamtziel für erneuerbare Energie erhöhen und sektorale Maßnahmen für erneuerbare Energie stärken.
- RepowerEU Update (“RED IV”):Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Energiekrise, Kommissionsvorschlag Mai 2022
- Ziel: Das Gesamtziel für Erneuerbare auf 45% bis 2030 zu erhöhen, die administrativen Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energieprojekte vereinfachen und verkürzen.
Beide werden zusammen verhandelt und werden wahrscheinlich in ein einziges Gesetz fließen.
Die wichtigsten Ergebnisse
Ausbauziele für Erneuerbare Energien
- Das aktuelle EU-Ziel für erneuerbare Energie für 2030 ist 32%, dieses wurde auf 42,5% erhöht. (Kommission und Parlament hatten 45% gefordert.)
Dieses Ziel ist auf EU-Ebene verbindlich. - Mitgliedstaaten legen ihren Beitrag zum EU-Ziel in ihren nationalen Klima- und Energieplänen fest.
- Sektorziel Transport für 2030: entweder 14.5% Treibhausgas Reduktion, oder 29% erneuerbare Energien
- Sektorziel Industrie (verbindlich): 42% Erneuerbarer Wasserstoff (oder "renewable fuel of non-biological origin"). Allerdings mit einer unten beschriebenen Ausnahme für nicht-fossilen Wasserstoff.
"Low Carbon" / Atomkraft
- Für das Sektor Ziel im Industriebereich von 42% Erneuerbaren Wasserstoff (oder Renewable fuel of non biological origine) kann ein Abzug von 20% unter den folgenden Bedingungen erfolgen:
- Mitgliedstaaten müssen ihr Gesamtziel für Erneuerbare im Jahr 2030 erreichen, und
- Der Anteil ihres Gesamt-Wasserstoff-Mix darf 2030 nicht höher sein als 23% und in 2035 nicht höher als 20%.
- Frankreich hatte vorgeschlagen, dass die Ambitionslücke zwischen dem 40% und dem 45% Ziel mit sogenannten “Kohlenstoffarmen” (low carbon) Mitteln erreicht werden kann. Dieser Vorschlag hatte aber keine Mehrheit im Rat erreicht.
Genehmigungsverfahren
Nachdem die momentan angewandte Notfallverordnung zum Ende des Jahres 2023 ausläuft, gilt die folgenden Einigung zu kürzere Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien:
- Dachsolar und Solar auf Künstlichen Strukturen:Genehmigungsverfahren dürfen nicht länger als 3 Monate dauern.
- Erneuerbare “go to areas”
- Mitgliedstaaten haben 18 Monate, um erneuerbare “go to areas” auszuweisen.
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- Zuständige Behörden haben 27 Monate, um einen Ausbauplan für erneuerbare “go to areas” zu erstellen.
- In “go to areas” dürfen Genehmigungsverfahren nicht länger als 1 Jahr dauern und im Falle von Offshore Windanlagen nicht länger als 2 Jahre.
- Repowering (Erneuerung von existierenden Anlagen)
- Genehmigungsverfahren dürfen nicht länger als 6 Monate dauern
- Offshore Windanlagen: nicht länger als 1 Jahr
- Außerhalb von “go to areas”
- Genehmigungsverfahren dürfen nicht länger dauern als 2 Jahre
- Offshore Windanlagen: nicht länger als 3 Jahre
Die Mitgliedstaaten haben eine Schwächung der Texte für Ausnahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen für einzelne Projekte erreicht.
Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse:
Biomasse aus Holz aus Ur- und Altwäldern darf nicht als Erneuerbare Energie gehandelt werden. Allerdings definieren Mitgliedstaaten selber was Ur- oder Altwälder sind.
Außerdem soll es keine finanzielle Unterstützung von Mitgliedstaaten für Biomasse aus Rundholz von industrieller Qualität mehr geben. Allerdings wurde in letzter Minute noch vom Rat herausgehandelt, dass solche Installationen, die bereits eine Zusprache von Förderungsmittel bis 2030 die konform mit der alten Erneuerbaren Richtlinie sind, diese weiterhin bis 2030 bekommen.